Historie

Die Idee

Bereits im Jahr 2000 und somit im Gründungsjahr unseres Stammtischs haben wir festgestellt, dass es da noch mehr geben muss als den Teppich oder die eigene Anlage: Man müsste doch gemeinsam an einem Projekt arbeiten und so etwas Gemeinsames schaffen können! Jeder baut sein "Stückle" und bringt es und sich in das große Ganze ein. So kam uns die Idee, eine große Modulanlage zu bauen. Schnell wurde auf einem der ersten Stammtische des Jahres die Modulgruppe des MIST7 gegründet, die Moduleros. Was sollte gebaut werden? Wir wollten keine fiktive Strecke zusammenbauen, sondern eine Anlage, die sich an einem realen Vorbild orientiert. Eine anspruchsvolle Strecke wurde gesucht - und auch gefunden: Die Karwendelbahn!

110 171-6 mit einer Regionalbahn
110 171-6 mit einer Regionalbahn am 3. August 2002

Die zwischen Garmisch-Partenkirchen und Innsbruck gelegene, teils hochalpine Verbindung gilt als eine der schönsten Bergstrecken Europas und verbindet die bayerische Metropole München mit Tirols Landeshauptstadt. Was lag also näher, diese herausragende Trasse nachzubilden - verkleinert im Maßstab 1:87 und mit Kompromissen hallengerecht verkürzt. Wie sollte dieses Ziel nun umgesetzt werden? Nach kurzer aber reifer Überlegung lehnten wir unsere Module an den FREMO-Standard an. Der Freundeskreis Europäischer Modellbahner e. V. hat hier über viele Jahre Pionierarbeit geleistet, die wir nutzen konnten. Im Jahr 2002 feierte die Karwendelbahn das 90. Jubiläum ihres Bestehens, bis zu den Feierlichkeiten sollten die ersten Module vorzeigbar sein.

Planungsphase und Betriebshandbuch

Wie eben erwähnt haben wir uns mit unseren Modulen an den FREMO angelehnt: Das Grundmodul ist 99 Zentimeter lang und 50 Zentimeter breit. Die Stirnbretter entsprechen dem FREMO-Standard B96, also einem im Jahr 1996 definierten Bergmodul mit eintrassiger Strecke. Als Gleismaterial sollte im gestalteten Bereich nicht das vergleichsweise neue C-Gleis verwendet werden, das die niedrigeren und vorbildgerechteren Schienenprofile hat, sondern das gute, alte K-Gleis, bei dem es auch ein flexibles Gleis gibt. Das krumme Maß von 990 Millimetern ergab sich aus der Überlegung, an beiden Gleisenden des Moduls je ein kurzes, gerade Gleisstück einsetzen und den Zwischenraum mit einem Flexgleis füllen zu können. Da unser Vorbild elektrifiziert ist, musste auch der Standort der Fahrmasten berücksichtigt werden. Rechenfüchse aufgepasst, hier die Rechnung: 135 mm + 360 mm + 360 mm + 135 mm = 990 Millimeter! Beim Übergang zwischen zwei Modulen haben somit einen etwas verkürzten Abstand von 270 mm, ins Vorbild umgerechnet immerhin etwa 23,5 Meter.

Eine zunächst geplante Verwendbarkeit als Dreileiter- und/oder Zweileiter-Strecke wurde verworfen, um den technischen Aufwand vergleichsweise gering zu halten. Unseren Plan, die Anlage digital zu steuern, haben wir jedoch konsequent verfolgt und dies auch in der elektrischen Ausrüstung der Module berücksichtigt. Im Laufe der nächsten Wochen wurden all unsere Überlegungen in einem 70 Seiten starken technischen Betriebshandbuch festgehalten.

Das erste Modul mit Durchblick

Modul Nummer 1 im technischen Rohbau
Modul Nummer 1 im technischen Rohbau

Nach Beenden der Planung und verbindlichem Beschluss der relevanten Themen konnte das erste Modul in Angriff genommen werden. Holz, Korkbettung und Kabel wurden beschafft und nach kurzem Lerning-by-doing konnte das erste Modul in Cannstatt bestaunt werden. Mit unseren Stirnprofilen B96, einem schmalen Holzbrettchen auf der Tal- und dem höheren Brettchen auf der Bergseite sah das schon ganz manierlich aus. Exakt mittig wurde das Trassenbrett mit einem Unterzug T-förmig eingeleimt und mit einem Korkbett versehen. Zur Aussteifung wurden noch zwei Holzbretter in Querrichtung eingezogen. Das K-Gleis wurde dann mit dünnen Litzen versehen und die Käbelchen durch Bohrungen unter das Trassenbrett geführt. Nach der präzisen Ausrichtung des Gleises wurde dieses mit kleinen Nägelchen fixiert. Das so gebaute Modul wurde dann in einem ersten Treffen der Moduleros in Cannstatt bestaunt. Zunächst nur wie beschrieben im technischen Rohbau und noch ohne Geländehaut, dafür aber mit dem besseren Durchblick auf die Technik. 

Übungsstückchen

Bevor es an die Gestaltung der Geländehaut des Moduls ging, vereinbarten wir den Bau von kleinen Übungsstückchen, um Grundlagen erwerben zu können. Auf das Trassenbrett wurde eine 5 Millimeter dicke Korkschicht geklebt und das K-Gleis wie folgt behandelt: Die Schwellen wurden etwas mattiert, die Schienen mit rostroter Farbe gealtert. Nach dem Trocknen wurden die beiden Seiten des Holzbrettchens neben der Gleisbettung mit dunkelgrüner Abtönfarbe bemalt. Danach wurde die Gleisbettung mittels maßstäblichem Schotter aufgebracht und mit einem kleinen Pinsel sauber zwischen den Schwellen verteilt. Eine Mischung aus Ponal Express, Wasser und etwas Seifenlauge wurde im nächsten Schritt satt aufgetragen. Da unsere “Suppe“ erst nach geraumer Zeit anzieht, konnte noch gut nacharbeitet werden.

Arbeiten an den Übungsstückchen
Arbeiten an den Übungsstückchen

Die Bahntrasse war somit fertiggestellt und es konnte mit der Vegetation weitergehen. Nach einem weiteren Anstrich des Holzbrettchens mit Abtönfarbe wurden Noch-Grasfasern 95000 (Blended Turf mittelgrün) in die noch nasse Farbe gestreut. Dies bildete unseren Standarduntergrund, der mit Büschen, Bäumen und sonstigen Ausgestaltungsgegenständen wie Häusern und Preiserleins vollendet werden konnte. Nach dem Trocknen musste nur noch der Staubsauger ran, um die Reste von Schotter und Grasfasern entfernen zu können.

Die Ergebnisse sahen je nach Einsatz und Geschick der Erbauer sowie der geplanten späteren Verwendung unterschiedlich aus: Von der Schotterprobe eines einzelnen Gleisstücks auf Karton oder Styropor bis zum aufwändig ausgestalteten, zweigleisigen Diorama mit Stellpult Mittelstadt war alles dabei. Wichtig war vor allem eines: Der erste Kontakt mit unserer Baumethode und das Erlangen der nötigen Fingerfertigkeit. Nach gemeinsamer Begutachtung - nicht ohne Frotzeleien - kam man zum Entschluss, dass der nächste Schritt getan werden kann.

Ende Gelände

Nun ging es an die Gestaltung des Geländes. Dünne Spanten wurden vom Trassenbrett zu den Berg- und Talbrettern gezogen. Diese wurden mit Fliegengitter versehen und so eine natürlich wirkende Landschaft modelliert, die mit dünnem Toilettenpapier belegt und mit unserer Suppe, einem Weißleim-/Wasser-Gemisch, eingestrichen wurde. Nach der Durchtrockung wurde diese Geländehaut mit einem Gemisch aus grüner Abtönfarbe und Weißleim bestrichen und sofort mit Grasfasern bestreut. Einige Zeit später wurden die überschüssigen Grasfasern abgesaugt, nicht ohne zuvor einen dünnen Nylonstrumpf in das Saugrohr eingezogen zu haben. Man merkt hier die schwäbischen Wurzeln, denn so kann das Material wiederverwendet werden. :-)

 

Fortsetzung folgt...